Operation von Tarlov-Zysten

Wie werden Tarlov-Zysten entfernt, wer operiert Tarlov-Zysten und wie verläuft die Operation von Tarlov-Zysten? Fragen wie diese werden Sie zu unserem Artikel über die Operation von Tarlov-Zysten sowie die einzelnen Schritte der OP geführt haben. Während wir auf unserer Website bereits, so gut es der aktuelle wissenschaftliche Diskurs und die etablierten Behandlungswege erlauben, über die Möglichkeiten operativer Behandlungen von Tarlov-Zysten und Arachnoiditis informieren, möchten wir mit diesem Artikel detaillierter auf die Durchführung der Operation von Tarlov-Zysten eingehen. Dafür wurden einzelne Schritte dankenswerterweise von einer betroffenen Patientin mit großem künstlerischen Talent illustriert, sodass wir die Möglichkeit haben, Ihnen wortwörtlich ein Bild unseres Vorgehens an die Hand zu geben. 

Das Internet ermöglicht es, sich einen Zugang zu ganz unterschiedlichen Dingen zu verschaffen, sich zu informieren oder auch zu lernen. Wir glauben, dass Wissen auch ein Weg ist, Ängste oder Vorbehalte abzubauen. Daher möchten wir ein besseres und leichter zugängliches Verständnis für Formen der Behandlung von Tarlov-Zysten und Arachnoiditis schaffen. Bitte beachten Sie allerdings, dass frei verfügbare Informationen im Internet niemals das persönliche Gespräch mit Ihrer behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt ersetzen. Die hier bereitgestellten Informationen sollen als Orientierungshilfe verstanden werden und können zudem nicht die gesamte Bandbreite therapeutischer Möglichkeiten von Arachnoiditis und Tarlov-Zysten abbilden. Es ist wichtig, dass Sie mit Ihrem Arzt über Ihre individuelle Situation sprechen und gemeinsam eine geeignete Behandlungsoption finden. 

Anamnese und klinische Untersuchung von Tarlov-Zysten 

Sowohl die Anamnese als auch die klinische Untersuchung sind wichtige Schritte bei der Diagnose von Tarlov-Zysten. Die Symptome können unspezifisch sein und reichen von Schmerzen im unteren Rückenbereich bis hin zu sexuellen Funktionsstörungen oder Harninkontinenz. Eine gründliche klinische Untersuchung kann Hinweise auf eine mögliche Zyste geben, einschließlich neurologischer Symptome wie Schwäche, Taubheit oder Kribbeln in den Beinen und im Beckenbereich. Eine sorgfältige Anamnese ermöglicht es zudem, relevante Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahmen zu identifizieren, welche für die Diagnose und Behandlung von Tarlov-Zysten von Bedeutung sein können. 

Erfordernis einer OP von Tarlov-Zysten 

Tarlov-Zysten, auch als perineurale Zysten oder sakrale Nervenzysten bezeichnet, sind flüssigkeitsgefüllte Zysten, die sich an der Wurzel eines spinalen Nervs im Bereich des unteren Rückens (sakraler Bereich) bilden. Diese Zysten sind oft asymptomatisch und werden häufig zufällig bei einer bildgebenden Untersuchung wie bspw. einem MRT (Magnetresonanztomographie) entdeckt. In einigen Fällen können sie jedoch zu Schmerzen im unteren Rückenbereich, Schwäche in den Beinen, Blasen- und Darmproblemen sowie sexueller Dysfunktion führen. Die genaue Ursache von Tarlov-Zysten ist noch nicht sicher bekannt, aber es wird angenommen, dass sie aufgrund einer Anomalie in der Arachnoidea, einer dünnen Membran, die das Rückenmark und die Nerven umgibt, entstehen. Zudem wird vermutet, dass ein erhöhter Druck der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit in der Arachnoidea zu einer Ausstülpung führen kann, die sich zu einer Zyste entwickelt. Die Behandlung von Tarlov-Zysten hängt von der Größe und Symptomatik ab. Kleinere, asymptomatische Zysten erfordern normalerweise keine Behandlung, während größere und Symptome verursachende Zysten operativ entfernt werden können. 

Ebenso wie bei der Arachnoiditis kann die operative Behandlung von Tarlov-Zysten je nach Schweregrad der Erkrankung und den Symptomen unterschiedlich sein. In einigen Fällen kann eine chirurgische Entfernung der Zyste oder eine Druckentlastung des betroffenen Nervs notwendig sein, um die Symptome zu lindern. Bei anderen Patientinnen oder Patienten muss vordergründig die Behandlung der Liquorzirkulationsstörung erfolgen. Die Entscheidung für eine operative Behandlung wird jedoch individuell getroffen und hängt von vielen Faktoren ab, einschließlich des Alters, der allgemeinen Gesundheit und der Schwere der Symptome. Die chirurgische Behandlung von Tarlov-Zysten wird vor allem bei Patientinnen und Patienten mit schweren und anhaltenden Symptomen durchgeführt. Eine Operation kann dabei in verschiedenen Formen wie der mikrochirurgischen Resektion und der laparoskopischen Resektion durchgeführt werden. Zweck solcher Operationen ist es, die Zyste vollständig zu entfernen und somit die Kompression, also den Druck auf die umgebenden Nervenstrukturen zu beseitigen. Die Wahl der Operationstechnik hängt von der Größe und Position der Zyste, aber auch von der Erfahrung und dem Operationsgeschick des Chirurgen oder der Chirurgin ab. 

Operative Technik zur Behandlung von Tarlov-Zysten 

Die operative Technik zur Behandlung von Tarlov-Zysten hängt von der Größe und Position der Zyste ab. In der Regel wird eine mikrochirurgische Resektion durchgeführt, um die Zyste vollständig zu entfernen und die Kompression der umgebenden Nervenstrukturen zu beseitigen. Bei dieser Technik wird die Zyste durch eine minimal invasive Operation entfernt, die die Verwendung von intraoperativer Bildgebung und Mikroskopen umfasst. Alternativ kann auch eine laparoskopische Resektion durchgeführt werden, bei der die Zyste über einen kleinen Einschnitt im Bauchbereich entfernt wird. 

Thekaloskopien bei der Operation von Tarlov-Zysten 

Eine Thekaloskopie, auch Thekographie genannt, ist vor allem als eine diagnostische Untersuchungsmethode bekannt, welche in der Gynäkologie verwendet wird, um den Zustand der Gebärmutter und der Eileiter zu beurteilen. Dabei wird ein spezielles Instrument, das als Thekaloskop bezeichnet wird, in die Gebärmutter eingeführt, um Bilder des Gebärmutterhalses, der Gebärmutterschleimhaut und der Eileiter aufzunehmen. Das Thekaloskop ist insofern eine besondere Form eines Endoskops. Jenes Instrument machte Prof. Dr. med. habil. Warnke, welcher jahrzehntelang als Chefarzt der Neurochirurgie an der Paracelsus-Klinik (Übernahme durch das Heinrich-Braun-Klinikum gemeinnützige GmbH zum 1. Dezember 2022) in Zwickau tätig war, für seine eigens entwickelten Behandlungs- und Operationsmethoden nutzbar und entwickelte es für Operationen von Tarlov-Zysten weiter. 

Nach aktuellem Stand der Operationstechnik hilft die Verwendung von Mikroskopen und anderen intraoperativen Bildgebungstechniken wie jene mittels des Thekaloskops Chirurginnen und Chirurgen demzufolge dabei, präzise und effektive Schnitte durchzuführen, um Zysten zu entfernen und die Kompression der Nervenstrukturen zu beseitigen. Die mikrochirurgische Resektion, also die Entfernung organischen Materials wie Tarlov-Zysten unter Verwendung mikroskopischer Instrumente, ist insofern von speziellen Techniken und Vorgehensweisen geprägt. Das Vorgehen erfordert zunächst eine sorgfältige präoperative Planung sowie eine intraoperative Bildgebung, um die Zyste genau orten und identifizieren zu können. Eine präzise Dissektion, also das Aufspalten von Weichteilgewebe der umgebenden Gewebeschichten einschließlich der Nervenwurzel und der Dura Mater (die äußere der drei Hüllen des Rückenmarks) ist wichtig, um Schäden an den umgebenden Strukturen zu vermeiden. Hierbei ist höchste Sorgfalt erforderlich, für die das Thekaloskop eine wesentliche Grundlage bildet. 

Nach der Entfernung der Zyste wird die Dura Mater wieder verschlossen und die Wunde vernäht, um eine schnelle Genesung und Wiederherstellung der normalen Funktion zu ermöglichen. Eine postoperative Überwachung ist wichtig, um Komplikationen wie Infektionen, Blutungen oder Schmerzen zu erkennen und zu behandeln. In einigen Fällen kann eine physikalische Therapie oder Schmerztherapie erforderlich sein, um eine vollständige Genesung zu erreichen. Es ist wichtig, dass Patientinnen und Patienten eine gründliche präoperative Beratung erhalten und über die Risiken, Vorteile und möglichen Komplikationen der Operation aufgeklärt werden. Auch eine regelmäßige Nachsorge ist erforderlich, um den Zustand von Patientinnen und Patienten zu überwachen und gegebenenfalls weitere Behandlungen oder Maßnahmen zu ergreifen. 

Die mikrochirurgische Resektion von Tarlov-Zysten im Detail

Der chirurgische Eingriff beginnt in der Regel mit einer Thekaloskopie als eine Inspektion des lumbalen sakralen Subarachnoidalraums – des Bereichs also, der sich zwischen Arachnoidea und Pia Mater auf Höhe des Kreuzbeins und der Lendenwirbel befindet. Die Pia Mater beschreibt dabei die innerste der drei Schichten von Membranen, welche das Rückenmark schützen bzw. stützen. Zusammen mit Arachnoidea und Dura Mater ist sie als Meningen bekannt, von denen sich die Arachnoidea zwischen Pia Mater und Dura Mater befindet. 

Hierbei ermöglicht die Thekaloskopie mit einem flexiblen Endoskop die Wiederherstellung der Flussregulierung der Rückenmarksflüssigkeit im Lendenbereich durch Wiederöffnung von Perforationen der arachnoidalen Nervenwurzeln oder durch die sogenannte Fensterung der ventralen Arachnoidalschichten. Es werden also winzige Schnitte vorgenommen, für die gewöhnlich sogenannte Ballondilatation-Techniken zur Anwendung kommen. Darüber hinaus erlaubt es die endoskopische Ansicht, die Position der unteren sakralen Nervenwurzeln zu bestimmen, da diese fest mit der Wand großer Zysten verbunden sind. Aufgrund dessen, dass die sakralen Nerven oft ausgedünnt sind und selbst unter höchster Vergrößerung morphologisch nicht nachweisbar sind, dient diese Technik der besseren Identifizierung. 

Abbildung A zeigt den ersten Schritt der Tarlov-Zysten-Operation: die Öffnung des Spinalkanals

Nach der Thekaloskopie wird für gewöhnlich ein mikrochirurgischer Zugang zur Resektion der sakralen Tarlov-Zysten gelegt. Dafür wird mittels eines Mikrobohrers eine meist rechteckige Sakrotomie durchgeführt, um den Spinalkanal zu öffnen (A). Mit anderen Worten wird dabei der Wirbelkanal im unteren Rückenbereich geöffnet, um einen Zugang zu den Nervenwurzeln zu schaffen. Durch diesen gilt es, die Zysten zu entdecken und freizulegen. Nach dieser sogenannten Dissektion werden die Zysten scharf fenestriert, also Fensterungen eingeschnitten und diese dadurch geschrumpft (B). 

Abbildung B zeigt den zweiten Schritt der Tarlov-Zysten-Operation: das Einschneiden und Schrumpfen der Zyste

Was den Verschluss der Fistel im darauffolgenden Schritt betrifft, können verschiedene Methoden zur Anwendung kommen. In Abhängigkeit von der individuellen Anatomie, dem beteiligten Nervengewebe und der Weite der Fistel werden gewöhnlich 3 Hauptmethoden verwendet (C): 

  1. Umwicklung des Nervs mit körpereigenem Zystenwandgewebe und Fixierung mittels einer Mikronaht, welche durch fibrinbeschichteten Gelschaum (Tachosil) geschützt wird 
  1. Umwicklung des Nervs unter Verwendung von körpereigenem Zystenwandgewebe, das von einem fibrinbeschichteten Gelschaum umgeben wird 
  1. Schrumpfen und Anpassen der Zystenwand mittels Nähten aus Bipolar- oder Mikrostichen 
Abbildung C zeigt den dritten Schritt der Tarlov-Zysten-Operation: die Umwicklung des Nervs mit körpereigenem Gewebe

In einem letzten Schritt erfolgt die Rekonstruktion des knöchernen sakralen Knochendefekts durch Repositionierung des Knochendeckels oder das Einsetzen von alloplastischem Material nach Fettaufbau des Sakralkanals (D). Anders formuliert wird in diesem letzten Vorgang der Wirbelkanal mit körpereigenem Material oder synthetisch hergestelltem Knochenersatzmaterial wieder geschlossen, um die knöcherne Struktur wiederherzustellen. 

Abbildung D zeigt den vierten Schritt der Tarlov-Zysten-Operation: das Einsetzen des Knochendeckels bzw. alloplastischen Materials

Unsere Ausführungen zeigen, dass die Operation von Tarlov-Zysten einen medizinisch komplexen und neurochirurgisch höchst anspruchsvollen Eingriff markiert. Das Potenzial zur nachhaltigen Behandlung von Tarlov-Zysten durch mikrochirurgische Resektionen weiter zu dokumentieren und umfangreichere Erkenntnisse über die mittlerweile vielfach angewandte Methode zu sammeln ist unmittelbares Ansinnen unserer Stiftung. Zählen Sie sich selbst zu Betroffenen von Tarlov-Zysten oder Arachnoiditis, senden Sie uns eine individuelle Beratungsanfrage zur Klärung Ihres Falls durch unsere ehrenamtlich tätigen Fachärzte für Neurochirurgie! Möchten Sie unseren Stiftungszweck und die damit verbundene wissenschaftliche Arbeit unterstützen, freuen wir uns über Ihre Spende

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